Meine ersten Tage in Deutschland waren voller Jetlag, Zugfahrten und Gespräche mit neuen Menschen. Obwohl der Beginn des Semesters schon sehr aufregend war, wurde die Aufregung über mein neues Leben in München danach nur noch größer. Ich hatte bisher die Gelegenheit, die ganze Stadt zu entdecken und die reife Kultur und Geschichte aus erster Hand zu erfahren. Obwohl ich ein bisschen Zeit dafür brauchte, habe ich das Gefühl, durch neue Hobbys und Freundschaften einen festen Anschluss an die Gesellschaft gefunden zu haben. Manchmal gibt es Tage, an denen ich meine Heimat und meine Familie vermisse, aber jetzt kann ich mit Sicherheit feststellen, dass es zu einmaligen Erlebnissen kommt, wenn man solche Herausforderungen überwindet.

Natürlich war mein erster Auftrag in Deutschland das Kreisverwaltungsreferat aufzusuchen, was auch meine erste Begegnung mit der deutschen Bürokratie war. Ohne zu wissen, dass ich einen Termin online hätte vereinbaren sollen, musste ich zwei Stunden warten, mein erstes nervöses Gespräch auf Deutsch führen, und einen kleinen Moment der Panik erleben, als mir klar wurde, dass mein Mietvertrag ausgedruckt statt digital sein sollte. Schließlich bekam ich meine Meldebescheinigung und konnte anfangen, mein neues Leben in München aufzubauen. Gleich danach musste ich häufig mit meiner Krankenkasse und meiner Bank telefonieren, und kaufte mir einen neuen Ordner, um all meine wichtigen Dokumente zu organisieren. Dabei verbesserte ich nicht nur meine sprachlichen Fähigkeiten, sondern auch mein Selbstvertrauen, und glaubte endlich, dass ich das Leben als Deutsche meistern könnte.

Da ich bereits während der High School ein Austauschjahr in Deutschland absolviert hatte, meinte ich, zu wissen, was mich an der Ludwig-Maximilians-Universität erwarten würde. Doch das Leben als Studentin ist voller Überraschungen. Alleine in einer großen Stadt zu wohnen war deutlich anders als bislang mit vier Mitbewohnerinnen in einer kleinen Universitätsstadt. Zunächst war ich eingeschüchtert, weil ich niemanden kannte, aber bald erkannte ich, dass es viele andere internationale Studenten gibt, die genau wissen, was ich durchmache. Ich begann, an Veranstaltungen teilzunehmen, die speziell für Austauschstudenten organisiert wurden, wie Spieleabende und Museumsbesuche, und schon bald fühlte ich mich in meiner neuen Umgebung viel wohler. Mir wurde klar, dass es genauso einfach war, als Studentin neue Freunde zu finden, wie mich meinem Sitznachbarn im Unterricht vorzustellen. Mit dieser Mentalität konnte ich sogar in der U-Bahn oder in Cafés mit Einheimischen Gespräche führen. Ich bin froh, dass ich aus meinem Schneckenhaus herausgekommen bin und so viele neue Leute getroffen habe, mit denen ich mittags essen gehen, Weihnachtsmärkte besuchen und die bayerische Kultur erleben konnte.

In Bezug auf den Unterricht dauerte es ein bisschen länger, mich daran zu gewöhnen. In den USA studiere ich Mathematik und Deutsch, daher verbrachte ich nur einen Teil der Woche im Deutschunterricht. Nach meiner Ankunft in Deutschland war plötzlich alles auf Deutsch. Das war eine großartige Möglichkeit, meine Sprachkenntnisse zu verbessern, aber das konnte auch manchmal überwältigend sein. Meine Mathematikvorlesungen waren in der neuen Sprache leicht genug zu verstehen, aber mit den deutschen Studenten in meinem Literaturkurs mitzuhalten war schwieriger. Ich musste mich wirklich konzentrieren, um das richtige Gleichgewicht zwischen meinem Studenten- und Sozialleben zu finden. Das war eine gute Gelegenheit, die vielen schönen Bibliotheken in München zu entdecken, und eine noch bessere Gelegenheit, an meinem Zeitmanagement zu arbeiten. Das Gefühl, mit meinen Klassenkameraden im Rückstand zu sein, machte die Sache nur komplizierter, aber ich musste einsehen, dass der einzige Weg, sich zu verbessern, durch harte Arbeit war, und harte Arbeit würde mich mit Stolz auf meine Sprachkenntnisse belohnen.

Eines meiner Ziele für mein Austauschjahr ist es, aktiv zu bleiben. Also beobachte ich nicht nur den Sonnenaufgang bei frühmorgentlichen Spaziergängen im Olympiapark und jogge durch den Englischen Garten, sondern habe auch beschlossen, etwas Neues auszuprobieren. Ich sah ein Flugblatt für das Roller-Derby-Team von München an einem Schwarzen Brett hängen und beschloss, es auszuprobieren. Rollschuhlaufen ist etwas, das ich schon seit ein paar Jahren als Hobby mache, aber ich wusste nichts über Roller Derby. Also ging ich zu den wöchentlichen Trainings und stellte fest, dass alle unglaublich freundlich und ermutigend waren. Ich habe nicht nur viel über die Regeln des Roller Derby gelernt und meine Skating-Technik verbessert, sondern auch ein Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit mit einer Gruppe gefunden, die ich als Studentin normalerweise nicht getroffen hätte. Ich hoffe, in meiner Heimatgemeinde ein Roller-Derby-Team zu finden und weiter zu skaten, wenn ich in die USA zurückkehre.

Jede Herausforderung im Ausland ist eine Lernerfahrung. Es ist nicht einfach, ein Leben hinter sich zu lassen, in dem alles vertraut und angenehm ist. Aber das Verlassen meiner Komfortzone hat mich zu einem enormen persönlichen Wachstum und unzähligen Erinnerungen an neue Freunde und Abenteuer geführt, die ich in den kommenden Jahren schätzen werde.

Pia Winkler

Von der University of Alabama in Tuscaloosa nominiert

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